Minuswachstum auch bei unsohneBaum

(Teil 3: Die Veränderungen innerhalb unserer Kirchengemeinde)

Zur ev.-ref. Kirchengemeinde Heidenoldendorf gehören 2017 nach aktuellen Angaben 2.426 Gemeindemitglieder. Das sind im Vergleich rund 22,8 % weniger Personen als vor zehn Jahren (3.143 Gemeindemitglieder im Jahr 2007).
In der Summe ist das eine Differenz zwischen 2007 und 2017
von (-)717 Gemeindemitgliedern.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Rückgang der Heidenoldendorfer Gesamtbevölkerung voll zu Lasten unserer Kirchengemeinde geht. Allerdings geben Zahlen allein keinen Aufschluss über die Gründe der statistischen Bewegungen. Dazu ist ein differenzierter Blick notwendig. Zurzeit können wir nur die zahlenmäßigen Entwicklungen zur Kenntnis nehmen.

Veränderungen der letzten zehn Jahre
Wie sich die Veränderungen in den Altersgruppen ausgewirkt haben, zeigt sich in der nachfolgenden Grafik: Heute haben wir es in allen Altersgruppen mit geringer gewordenen Mitgliederzahlen zu tun.

Gemeindeglieder 0717_www

Auf den ersten Blick besonders auffällig sind die großen Differenzen bei den 11-20jährigen sowie bei den 41-50jährigen. Diese Grafik kann keine Begründungen für die Veränderungen liefern; sie bildet nur die veränderte Zielgruppe ab:

In der Kinder- und Jugendarbeit (vgl. Bereiche 01-10 und 11-20) sind heutzutage weniger Gemeindemitglieder zu finden als noch vor zehn Jahren. Man hat es hier also mit einer geringer werdenden Anzahl Adressaten für Kinder- und Jugendarbeit zu tun.

Die 51-60jährigen gehören aktuell zur mitgliederstärksten Gruppe. Vor zehn Jahren war es die 41-50jährigen. Faktisch gesehen ist das die gleiche Personengruppe, die mittlerweile zehn Jahre älter geworden ist. Innerhalb dieser Gruppe (die 1957-1966 Geborenen) gibt es eine Differenz von -88 Personen. Ob wir es mit Wegzug, Kirchenaustritt oder Tod zu tun haben, erschließt sich aus diesen Zahlen nicht.

Bei einem genaueren Blick auf die Veränderungen finden wir eine negative Spitze beim Jahrgang 1961 (-21 Gemeindemitglieder allein in diesem einen Jahrgang), die es sonst vereinzelt nur noch in den Jahrgängen ab 1929 und älter gibt.

Der – dekadenmäßig – größte Verlust an Kirchenmitgliedern ergibt sich bei den Geburtsjahrgängen 1987 bis 1996 (heute 21-30 Jahre, vor zehn Jahren 11-20 Jahre). Hier dürfte die Erklärung eindeutig sein: Das ist die Zeit der beruflichen Veränderungen, einhergehend mit dem Wegzug aus dem Ort/der Gemeinde.

Kirchliche Arbeit mit den Zielgruppen
Die Arbeit mit den kirchlichen Zielgruppen findet im Vergleich zu 2007 heutzutage unter erschwerten Bedingungen – mit weniger innerkirchlichen Adressaten – statt.

Trotz alledem bleibt noch genügend Potential in jeder Altersgruppe, um eine aktive und attraktive Gemeindearbeit durchführen zu können; vorausgesetzt, die Gemeinde trifft das Interesse ihrer Mitglieder.

Zielgruppe 2007 2017 Diff. in%
Kinder und Jugendliche (01-20 J.) 638 407 -231 -36,2%
Junge Familien (21-40 J.)* 662 505 -157 -23,7%
Erwachsene (41-60 J.)* 875 663 -212 -24,2%
Senioren (61-100 J.)…………. 968 851 -117 -12,1%
Gesamt……………………… 3143 2426 -717 -22,8%

 

Finanzielle Auswirkungen*
Auswirkungen werden die Verluste vor allem im Hinblick auf die finanzielle Absicherung der kirchlichen Arbeit in der Zukunft haben. Hier ist besonders die Entwicklung in der Altersgruppe zwischen 21 und 60 Jahren zu beobachten.

Kinder und Jugendliche sowie ein Großteil der Senioren beteiligen sich nicht an der Finanzierung der Gemeindearbeit über die Kirchensteuer. Das sind im Regelfall nur die berufstätigen Erwachsenen.

Sollte es zu einer wirtschaftlichen Abwärtsentwicklung in unserem Land kommen und sollten die Zahlen gerade im Bereich der 21-60jährigen Kirchensteuerzahler weiter abnehmen, dann wird dies dramatische Auswirkungen zur Folge haben, die die Existenz kirchlicher Arbeit in mancher Gemeinde, so auch bei uns, gefährden könnte.

Übrigens…
Der prozentuale Anteil an Männern und Frauen ist in der Kirchengemeinde in den letzten zehn Jahren konstant geblieben: 56% weiblichen Gemeindemitgliedern stehen 44% männliche Gemeindemitglieder gegenüber.

Lebendige Gemeindearbeit ist keine Sache der Statistik
Ob sich der heutige Mensch von kirchlichen Angeboten ansprechen lässt, ist keine Sache der Statistik. In einer Gemeinde mit rund 2.500 Mitgliedern wirken andere Mechanismen weitaus stärker: Wie attraktiv ist das kirchliche Angebot für die Menschen? Wie kann sich Kirche in die Gesellschaft/in den Stadtteil einbringen? Welche Hilfen kann ich von Kirche erwarten? Welche sozialen Angebote macht die Kirche, die es andernorts nicht gibt? Wie verbindlich lebe und nutze ich meine Mitgliedschaft?

Diese Fragen entscheiden über Motivation zur Teilnahme und Mitarbeit. Das – zahlenmäßige – Potential ist dafür in allen Zielgruppen (noch) vorhanden; die Frage der Motivation regelt keine Statistik, sondern andere Faktoren… (rk)