(Gedanken zu Römer 5,4)
Ungeduldig warten wir auf die Ergebnisse der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK): „Hat es bald ein Ende mit dem Lockdown? Langsam reicht es! Merkt ihr denn nicht, wie alles den Bach runtergeht“?
Man spürt es förmlich, dass die Motivation zum geduldigen Warten auf Entscheidungen, Veränderungen und Lockerungen rapide gegen Null geht. Geduld ist nicht jedermanns Stärke, und die Ungeduldigen haben eine viel lautere Stimme und möchten sich am liebsten sofort nach vorn drängeln, um alle Privilegien auch sofort für sich zu genießen. Die Geduldigen werden nach hinten durchgereicht – und sie werden sogar dabei nicht einmal laut…
Wen die Pandemie gesundheitlich voll getroffen hat, der weiß, wieviel Geduld nötig ist, um wieder ganz gesund zu werden. Da kann man sich nicht vordrängeln oder ein paar Entwicklungsschritte einfach auslassen. –
„Durch Leiden lernen wir Geduld!“, schreibt der Apostel Paulus (Römer 5,3). Es gibt viele Arten von Leiden, nicht nur körperliche. Leiden können wir nicht regulieren oder abkürzen, sie kommen, bleiben so lang sie wollen und gehen (hoffentlich) auch wieder. Ungeduld nützt da überhaupt nichts!
„Durch Geduld kommt es zur Bewährung!“ folgert Paulus daraus. Geduld ist gegenüber Leiden steuerbar; ich kann (oder muss) sie erlernen. Erst wenn ich gelernt habe, geduldig zu sein, habe ich meine Bewährungsprobe bestanden und eine neue Form von Reife erlangt.
„Durch Bewährung festigt sich die Hoffnung! Unsere Hoffnung wird uns nicht enttäuschen!“ – In vielen Situationen steht wir in der Gefahr, die Hoffnung zu verlieren. Hoffnungslose sind verlorene Menschen, die sich und diese Welt aufgegeben haben; die nichts mehr vom Leben erwarten.
Hoffnungslos schien auch die Situation für Jesus – dort am Kreuz auf Golgatha! Doch durch sein Leiden in Geduld ist Jesus Christus der Erste, der sich in dieser Geduldsprobe – für uns – bewährt hat. Paulus setzt am Ende seines „Dreisatzes“ eine Gewissheit: „Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss.“ (Rö 5,5) – Die Liebe Gottes, die uns nicht fallen und verloren gehen lässt in der Hoffnungslosigkeit unserer eigenen Unzulänglichkeiten, ist für Paulus der Hoffnungsschimmer, der ihn durch die Leiden und Bedrängnisse seiner Zeit gehen ließ.
Diese Gewissheit der Liebe Gottes wünsche ich mir und Dir! Hab‘ Geduld!
Reiner Kutsche
(Foto: Wodicka, aus „Der Gemeindebrief“, Ausgabe 2019/2, gep Frankfurt/Main)
(Der Text zum Download)