Wo Gott wohnt…

Liebe Gemeinde!

Jetzt kommt es bei uns in Heidenoldendorf wirklich „dicke“: Nicht nur, dass unsere Kirche im Rückblick auf ein Jahr ohnehin schon seit mehr als 20 Wochen geschlossen war; jetzt haben sie uns auch noch den Zugang verrammelt – und im wahrsten Sinne des Wortes das Dach über dem Kopf weggenommen.

Wenn man jetzt durch die Wand sehen könnte… Oder: Erinnert ihr euch noch, wie es drinnen aussieht? Nun, auf diesen Anblick müssen wir jetzt noch eine ganze Zeitlang verzichten.

Hat also jetzt das „alte Dorf der Heiden“ tatsächlich keine Bleibe mehr, in der sich unsere Gemeinde treffen und Gott anbeten kann?

Doch klar: – Sobald es das Wetter und die Corona-Verordnungen zulassen, steht uns ja noch unser Gemeindezentrum mit dem Saal oder seiner großen Wiese zur Verfügung. Um Gott zu begegnen, brauchen wir auch nicht unbedingt und ausschließlich eine Kirche.

Schon in der Bibel steht ja in Apg. 7, 48: „Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind“. Der Diakon Stephanus wagte es, den Hohen Rat daran zu erinnern und den alten Propheten Jesaja zu zitieren: 

„Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße, was wollt ihr mir denn ein Haus bauen?“ (Jes 66, 1) Viel wichtiger als ein prächtiges, prunkvolles, teures Bauwerk ist es Gott, dass er in unseren Herzen wohnen kann und dass er uns mit seinem heiligen Geist erfüllen kann.

In meiner Jugendzeit sangen wir oft das Lied: Jesus will uns bau’n zu einem Tempel, zur Wohnung für den Heil’gen Gott!

Darum geht es wirklich: Um unsere Bereitschaft, uns vom Allerhöchsten zu einem lebendigen Baustein seines Tempels, seiner Gemeinde machen zu lassen. Und das geht immer und überall, nicht nur in diesem Bauwerk!

Die Rede von meinem Kollegen Stephanus, dem Diakon, hat dem Hohen Rat nicht gefallen. Es heißt: Sie knirschten mit den Zähnen über ihn – und am Ende haben sie ihn mit Steinen tot geworfen. Ich glaub‘, ich verschwinde jetzt auch mal besser von der Bildfläche, sonst passiert mir womöglich auch noch so was. 

Nur gut, dass dies hier an unserer Kirche alles nur vorübergehend ist und wir bald wieder mit Freuden, ohne Corona, dafür aber hoffentlich mit einem schicken Kirchcafé und guten Begegnungen nebenan Gottesdienst feiern dürfen.

Und bis dahin … sehen wir uns am Bildschirm oder im Sperlingsweg. Ja, und das Internet kennt auch noch keine Ausgangssperre. Unsere Clips dürft ihr euch auch nach 22 Uhr noch ansehen.

Gott segne euch! Amen! Und „Auf Wiedersehen!“

Reiner Kutsche

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(Foto: © Reiner Kutsche, April 2021)

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